Kennen Sie schon den „Agenda Setting Effekt“?
Der Artikel über „Das Paradox der Medienwirkung auf Nichtnutzer“ handelt über die Medienwirkungsforschung. Dieser befasst sich mit den Effekten der Medien auf die Rezipienten (in diesem Fall mit dem Einfluss der Medien auf Mediennutzer und auf Mediennichtnutzer). Leser/Innen dieses Blogs finden den Artikel hier (Springerlink) .
Der Artikel bewegt jede/n Leser/in zum Nachdenken, ob man zur Gruppe der Nutzer oder der Gruppe der Nichtnutzer gehört.
Umso mehr Information desto wichtiger
Ein interessanter Punkt im Artikel ist die Studie über den Informationsinput und das damit zusammenhängende Wichtigkeitsgefühl. Je mehr Informationen Nutzer über die Medien, oder Nichtnutzer über Gespräche bekommen, desto wichtiger empfinden sie die aktuelle Problematik. Wenn man genauer darüber nachdenkt, kann man bestimmt einige Parallelen zu sich selbst finden.
Ein aktuelles Bespiel ist die „PISA-Studie“. Politiker sollten sich grundsätzlich nicht jedes Jahr über die katastrophalen Ergebnisse wundern, sondern eine Lösung in der Bildungspolitik finden. Nichts desto trotz, kann man jedes Jahr wieder beobachten, wie dieses Thema aufkommt. Von Tag zu Tag kann man mehr über die Problematiken lesen. Und gleichzeitig an jedem Ort beobachten, wie die Öffentlichkeit heftiger darüber diskutiert.
Natürlich kann man auch häufig beobachten, dass Menschen an öffentlichen Plätzen über aktuelle Themen diskutieren. Ob die Diskussionspartner „Nutzer“ oder „Nichtnutzer“ sind, kann man meistens durch unauffällige Beobachtungen nicht herausfinden. Da Jedermann/frau über jedes Thema sehr viel zu sagen hat.
Eine kleine Meldung die Wellen schlägt
Ein öffentlich viel diskutiertes Problem war im Frühjahr 2011 der Ausbruch des Vulkanes auf Island, der den gesamten Flugbetrieb über Europa lahm legte. Man konnte überall dieses Thema hören. Jeder konnte etwas dazu zum Besten geben. Wildeste Spekulationen über die Gründe für den Vulkanausbruch, bis hin zu Niki Laudas täglich ändernde Äußerungen, zur Gefährlichkeit für den Flugbetrieb, wurden angestellt.
Hier konnte man sehr gut diesen „Agenda-Setting-Effekt“ beobachten. Alles begann mit einer kleinen Meldung über den Ausbruch irgendeines unaussprechlichen Vulkans auf Island. Von diesem Zeitpunkt an, konnte man beobachten, dass täglich neue Meldungen mit genaueren Informationen an die Öffentlichkeit drangen. Dadurch die Menschen dieses Thema als immer wichtiger empfanden (egal ob Flugzeugnutzer oder Flugzeug-Nichtnutzer).
Nutzer beeinflussen die Nichtnutzer
Verständlich, aber durchaus erschreckend, ist die Korrelation den die Medien auf Nichtnutzer aufweisen. Der Artikel zeigt, dass der Einfluss, den die Medien auf Nutzer haben, über Gespräche auf Nichtnutzer übertragen werden können.
Natürlich kann man sich seine persönliche Meinung über aktuelle Tagesthemen und Politik nur so bilden, da man nie direkt am Ort des Geschehens oder der Entscheidung ist. Jedoch kann die Nutzung von diversen Medien hier ein großes Problem sein. Wie wir alle wissen sind nicht alle Medien „objektiv“ – und dadurch ist es meiner Meinung nach äußerst schwierig, sich aus diversen Zeitungen oder Haupt-TV-Sendern eine Meinung zu bilden. Wird in einer bestimmten Zeitung besonders gegen eine bestimmte politische Partei „gehetzt“, werden vermutlich die beeinflussbaren Stammleser, keine besonders gute Meinung, über diese Partei haben.
Die Politik profitiert davon
Einen engen Zusammenhang mit diesem Einfluss der Massenmedien auf Nichtnutzer konnte ich im politischen Bildungsunterricht in der Schule beobachten:
Ein mir bekannter Lehrer für politische Bildung fragte kurz vor einer Wahl eine Schülerin, ob sie denn schon wüsste, welche Partei sie wählen werde. Ihre Antwort war, dass sie eigentlich keine Ahnung hätte, worum es eigentlich ginge – da sie sich weder für Politik interessiere noch Informationen in aus den Medien sammle – und sie deshalb das gleiche wählen würde wie ihr Vater. Dieser war bekennender Leser einer bestimmten Tageszeitung und hatte deshalb auch seine ganz „eigene“ Meinung über bestimmte Parteien.
In diesem Kontext ist es äußert gefährlich wenn „Nicht-Nutzer“ sich ihre Meinungen über interpersonale Gespräche mit „Nutzern“ bilden.
In diesem Sinne sollte sich jeder Nichtnutzer darüber Gedanken machen, ob und wie stark er indirekt durch die Medien beeinflusst wird und ob er sich nicht seine ganz persönliche Meinung bilden sollte.