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Provokation: probate Versuchung der Wahrheit
Gesellschaftlich,  Kommunikation,  Medien,  Social Media

Provokation: probate Versuchung der Wahrheit

Provokation (v. lat. provocare ‚hervorrufen‘, ‚herausfordern‘) bezeichnet das gezielte Hervorrufen eines Verhaltens oder einer Reaktion bei anderen Personen. Hierbei agiert der Provokateur bewusst manipulativ oder unbewusst in einer Weise, dass die provozierte Person oder Personengruppe ein tendenziell erwünschtes Verhalten zeigt.

Jeder Mensch empfindet Provokation anders. So ist es für den Einen bereits ein abwertender Blick, hingegen für den Anderen muss es mindestens eine verbale Entlgeisung sein. Neben all diesen persönlichen Formen einer Provokation, gibt es auch noch jene, welche bewusst vom Gegenüber eingesetzt werden. Hierbei kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass man einen Nerv trifft. Abgesehen von persönlichen unbewussten Provokationen, welche meist auf emotionaler Vergangenheitsbewältigung beruht, greifen Menschen auch sehr oft zu dieser Form der Aktion um ein Verhalten herauszufordern. Steigert man nun diese Provokation von einem verbalen 4 Augen Gespräch zu einer weltweiten Online Aktion, erhält man natürlich ein umso stärkeres Verhalten der provozierten Personengruppe.

Provokation als Mittel zum Zweck

Ein allzu bekanntes Beispiel hierfür ist die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Kaum jemand hat nicht schon provokante und markante Transparente, Zeitungsartikel, Bilder von Aktivisten in Schlauchbooten inmitten des Ozeans gesehen und sich vermutlich gedacht „Die übertreiben aber schon gehörig.“ Oder aber man wurde auch erst durch diese Provokation auf einen Missstand aufmerksam – dann hat die Organisation ihr Ziel erreicht.

Aktion gegen Braunkohle von Greenpeace. Quelle: Kölnische Rundschau

Immer wieder landen Aktionen der Umweltorganisation in der Zeitung und erreichen auf ihre Art und Weise ihr Ziel. Die Betroffenen fühlen sich provoziert und werden durch diese Art der Provokation zu einem Handeln gezwungen. Parallel erzielt diese Provokation ein Bewusstsein und eine mögliche weitreichende Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Ebenso erzeugt sie dadurch noch mehr Druck auf Seite der provozierten Partei. Für die Organisation Greenpeace ein voller Erfolg, wenn auch oft genug mit rechtlichen nachfolgenden Schritten verbunden. Doch auch die rechtlichen weiteren Schritte spielen den Organisationen in den Händen. Denn dadurch erwirken sie erneut ein öffentliches mediales Interesse.

Langfristige Erfolge zeigen sich nicht

Nachteil dieser provokativen Aktionen ist jedoch, dass eine durchgeführte Provokation leider meist nur ein recht kurzes Interesse. Betrachtet man weiter das Beispiel der Organisation Greenpeace, so erzielen sie vielleicht kurzweilige Gewinne. Doch wie wir aus den Medien wissen, sind Themen wie Braunkohlekraftwerke, Wal- und Fischfang, Atomkraftwerke, Ölplattformen, etc. nur minimal besser geworden. Der deutsche Soziologe, Rainer Paris prägte in diesem Zusammenhang den Begriff des kurzen Atems von Provokationen.

Eine Gesellschaft in der Provokationsfalle

Doch heutzutage sind es nicht nur mehr Organisationen, wie Greenpeace, die sich solcher Provokationen bedienen. Immer mehr Politiker, Journalisten und auch private Personen bedienen sich einer Provokation um sich Gehör zu verschaffen. Beispiele hierfür gibt es zahlreiche, angefangen von der österreichischen FPÖ bis hin zur deutschen AfD . Auch die gesellschaftlich betrachteten „Guten“ greifen nicht selten auch zu provokativen Aussagen und Mitteln um ihr Gegenüber zu einem Verhalten zu zwingen, welches sie entlarven soll. Ein Beispiel hierzu ist eine Debatte während des Wahlkampf im österreichischen Tulln über die Positionierung von Wahlplakataufstellern . Wie bereits zuvor erwähnt, greift die Möglichkeit der Provokation immer mehr um sich und ist nicht nur noch ein Werkzeug von Organisationen und Politik, wie das Beispiel Jan Böhmermann und sein „Schmähgedicht“ (Wie viel Pressefreiheit ist zuviel? – Dorftrommel.at) an den türkischen Präsidenten Erdoğan zeigt.

 

„Von einer bestimmten Eskalationsschwelle an entsteht ein Bedarf nach Provokationen der Gegenseite, um selbst endlich losschlagen zu können. Der andere soll den Anlass liefern für den eigenen Angriff. Man erklärt das, was er tut zu einer Provokation oder provoziert selbst eine Provokation, um guten Gewissens angreifen zu können. Mit dem Ausbruch des Konfliktes hat die Provokation ihr erstes Ziel erreicht.“ (Paris 1998, Stachel und Speer – Machtstudien. Suhrkamp, Frankfurt)

 

Die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ist mit neutraler Argumentation nicht mehr zu ködern und zu interessieren. „Es wird zuviel geredet und zu wenig gemacht.“ Ein Zitat welches von jedem zweiten Bürger in aller Länder der Welt stammen könnte. Ist also die Provokation einfach nur die Steigerung der bisherigen medialen Schlachten, die um Aufmerksamkeit hascht? Oder ist es doch viel mehr ein ganz großer Hilferuf aller, die nicht mehr wissen wie man mit den jetzigen Situationen umgehen soll?

40’s Consulter, Project Manager, Husband, Writer, Pseudo-Journalist, Gamer, Volunteer, Biker, Cat & Dog Lover, Psychology Enthusiast, Apple Fanboy, Viennese

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